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G a l e r i e r a u m  3
~ Historischer Teil - c ~
Vom Neuanfang auf Wix.com (2016) bis kurz vor der Corona-Pandemie (2019)

Nach diesem gravierenden Einschnitt stellte sich für unsere Künstlerin automatisch die Frage, wie es nun weitergehen sollte. Eine zuerst erwogene Alternati- ve bestand im Weiterführen des bestehenden Kon-zeptes über den (leider nicht mehr existierenden) Fo-to/Video-Sharing-Dienst tinypic.com. Entsprechende Links hätten hierbei auf dem ja weiterhin bestehen-den Account problemlos eingefügt werden können. Desweiteren kam das Erstellen einer eigenen Foto-seite in Betracht. Letztere Möglichkeit war nicht neu. Jene bereits erwähnte Userin hatte nämlich schon im Herbst 2015 Wix.com als alternative Plattform empfohlen. Nach reiflichen Abwägungen entschied sich Alessa Marie schließlich Mitte Dezember 2016 für eine selbst gestaltete Homepage, wobei als aus-schlaggebender Faktor deren höheres Präsentations-potential angesehen wurde.

Dieser "historische Schritt" schuf für alle zukünftigen Veröffentlichungen vollkommen neue Rahmenbedin-gungen. Hintergrund war ein Lokalereignis, welches im Juli 2016 über Alessa Maries Heimatstadt Ha-nau hinaus Aufmerksamkeit erregt hatte: die Wie-dereröffnung des ältesten Karussells der Welt im Staatspark Wilhelmsbad. Fasziniert von der Schön-heit eines solch einmaligen Kulturdenkmals sowie im Herzen zutiefst  gerührt vom freundlichen Auftreten seiner sympathischen eleganten Bewohner, erschien es unserer Künstlerin gleichsam einer Vision, ihrem bisherigen Schaffen auf Grundlage der nach langer Zeit endlich wieder kompletten Parkanlage ein völ-lig anderes Erscheinungsbild zu verleihen. Mit der feierlichen Inbetriebahme durch die Landgräfin von Hessen am 22. Juli war Hanaus Bürgerinnen und Bürgern etwas wirklich Großartiges geschenkt wor-den, das es verdiente, nicht nur kulturell beachtet, sondern darüber hinaus auch künstlerische Verewi-ung zu finden.

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Fast täglich besuchte Alessa Marie nun in der Folge-zeit den ehemaligen Kurpark, um das unter großem Aufwand vervollständigte Ensemble im Bild festzu-halten. Rasch kam sie während ihrer fotografischen Tätigkeiten mit Wilhelmsbads neuen Einwohnern ins Gespräch, und ähnlich wie bei Liebe auf den ersten Blick entstand zwischen ihnen sofort eine Herzens-freundschaft, die bis zum heutigen Tag anhält.

Sofort erkannte unsere Künstlerin, dass jedes dieser mit einmalig schönen Motiven entstandenen Fotos im bisherigen maedchen.de-Format weit unter sei-nem Wert platziert worden wäre. Und quasi einer himmlischen Eingebung gleichkommend tauchte nur wenige Tage später auf Alessa Maries Heimweg vom Karussell, welcher sie an jenem Nachmittag eher zufällig über den nahen Bahnübergang führte, blitzartig der Umriss zum ersten hier auf Wix.com erschienen Werk in ihren Vorstellungen auf. Es entstand Ende 2016/ Anfang 2017.

Diese als szenische Handlung unter dem Titel Die Karussellpsychose 1 verfasste Fotogeschichte über ein junges Mädchen aus Hanau, das infolge der Großereignisse rund um die feierliche Wiedereröf-fnung des ältesten Karussells der Welt von dessen Pferden allmählich in den Wahnsinn getrieben wird und deshalb psychiatrische Hilfe sucht, knüpft expli-zit an jene letzte auf maedchen.de veröffentlichte Fotoserie an. Sie übernahm deren Kompilation ver-schiedener Motive zur Unterlegung textlicher Inhal-te, beschritt dabei allerdings völlig neue Präsenta- tionswege. Dies betraf zum einen den im visuellen Bereich anzutreffenden Collagenstil. Je nach Er-zählvorgaben schwankte dabei die Anzahl verar-beiteter Bilder zwischen vier und neun Aufnahmen. Verstärkte farbliche Gitterrahmen dienten zusätzli- chen Verschönerungszwecken.

Desweiteren unterschied eine umfangreiche textli-che Ausarbeitung berichteter Geschehnisse Alessa Maries Neuansatz sehr deutlich vom bisherigen Prä-sentationsstil möglichst kurz und prägnant gefasster Untertitel. Ferner befand sich der längere Dialog jetzt über der Collage, weshalb man daher beim neuen Konzept auch von Text-Unterbilderung spre-chen könnte. Fotogitter bildeten fortan den visuellen Erzählabschluss.

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Doch brachte die Innovation nun tatsächlich auch konkrete Verbesserungen mit sich, und falls ja wo- rin bestanden sie? Kompakte Collagen sowie Erhö- hung des Textvolumens stellen für sich genommen zunächst einmal nur andere Darbietungsformen dar. Diese Feststellung bedeutet aber gleichzeitig nicht unbedingt, dass damit für Seitenbesucher auch au-tomatisch zwingend Vorteile verbunden sind.

Rein theoretisch wäre es nämlich möglich gewesen, das bisherige Konzept einfach auf Wix.com weiter-zuführen, was zeitweise ernsthaft erwogen wurde, als sich der angekündigte Relaunch quasi noch im Schwebezustand befand. Für den Fall, dass nach dem Update weiterhin Bilder hochgeladen werden konnten, plante unsere Künstlerin anfangs eine Auf-teilung der Präsentationen. Fotoserien mit besonders schönen, interessanten Motiven (wie Wilhelmsbads Parksehenswürdigkeiten) sollten fortan als Premium- Veröffentlichungen exklusiv ihrer eigenen Webseite vorbehalten sein, während die Jahreszyklen weiter-hin das Standardrepertoire auf maedchen.de bilde-ten, in etwa vergleichbar mit dem Unterschied zwi-schen First Class und Economy.

Zur Beantwortung der obigen Frage überlegen wir uns daher, wie Teil 1 als klassisch durchnummerierte Fotoserie 1 unter Verwendung aller Collagenbilder hypothetisch hätte aussehen können, und fragen, ob beziehungsweise inwiefern sich jener erste Hand-lungsabschnitt  auf einen knapp gehaltenen Kurztext ohne komplizierte Verschachtelung reduzieren lässt. Der hierfür gewählte Untertitel erhebt selbstverständ- lich keinen Anspruch auf den Status einer gültigen Endfassung, er bemüht sich versuchsweise um Kom-primierung vorgegebener Inhalte, ohne dass die Fo-toserie inhaltlich an Qualität einbüsst. Folgende For-mulierung wäre demnach denkbar gewesen:

Fotoserie 1: Weil ich seit der Wiedereröffnung des ältesten Karussells der Welt plötzlich un-ter starken Zwängen am nahen Bahnübergang von Hanau Wilhelmsbad Lokomotivführer mit selber gebastelten bunten Plakaten erfolglos als Einsiedler für die Eremitage anwarb, emp-fand mein Verstand es irgendwann als dringend notwendig, schleunigst einen Psychiater zu konsultieren. (Bild 1/5)

Fotoserie 1: Weil ich seit der Wiedereröffnung des ältesten Karussells der Welt plötzlich un- ter starken Zwängen am nahen Bahnübergang von Hanau Wilhelmsbad Lokomotivfüher mit selber gebastelten bunten Plakaten erfolglos als Einsiedler für die Eremitage anwarb, emp-fand mein Verstand es irgendwann als dringend notwendig, schleunigst einen Psychiater zu konsultieren. (Bild 2/5)

Fotoserie 1: Weil ich seit der Wiederöffnung des ältesten Karussells der Welt plötzlich un-ter starken Zwängen am nahen Bahnübergang von Hanau Wilhelmsbad Lokomotivführer mit selber gebastelten bunten Plakaten erfolglos als Einsiedler für die Eremitage anwarb, emp-fand mein Verstand es irgendwann als dringend notwendig, schleunigst einen Psychiater zu konsultieren. (Bild 3/5)

Fotoserie 1: Weil ich seit der Wiedereröffnung des ältesten Karussells der Welt plötzlich un-ter starken Zwängen am nahen Bahnübergang von Hanau Wilhelmsbad Lokomotivfüher mit selbst gebastelten bunten Plakaten als Einsiedler für die Eremitage erfolglos anwarb, emp-fand mein Verstand es irgendwann als dringend notwendig, schleunigst einen Psychiater zu konsultieren. (Bild 4/5)

Fotoserie 1: Weil ich seit der Wiedereröffnung des ältesten Karussels der Welt plötzlich un-ter starken Zwängen am nahen Bahnübergang von Hanau Wilhlemsbad Lokomotivführer mit selbst gebastelten bunten Plakaten als Einsiedler für die Eremitage erfolglos anwarb, emp-fand mein Verstand es irgendwann als dringend notwendig, schleunigst einen Psychiater zu konsultieren. (Bild 5/5)

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Betrachten wir den Untertitel genauer, fällt zunächst auf, dass der rote Leitfaden des szenischen Hand-lungstextes trotz dessen Länge interessanterweise gewahrt bleibt. Dementsprechend scheint es künstle-risch machbar, Schilderungen größeren Stils prob-lemlos dem klassischen Fotoserienkonzept ohne gra-vierende Sinnschmälerung anzupassen. Leser finden sowohl jene Hintergrundinformationen über die Er-öffnungsfeierlichkeiten wieder, welche einst Alessa Maries psychische Probleme auslöste, als auch ihr seither zwanghaftes Bemühen um Anwerbung eines Eremiten aus den Reihen vorbeifahrender Lokomotiv-führer am Wilhelmsbader Bahnübergang mit eigens hierfür hergestellten Plakatschildern.

Detailinteressierte Leser werden hingegen so man-che Schilderung schmerzlich vermissen. Sie erfah-ren beispielsweise weder etwas über die Plakatauf-machung noch den damit beabsichtigten Zweck. Ebensowenig Erwähnung finden jene Schiedsrich-terpfeife sowie Alessa Maries große Enttäuschung angesichts stets vorbeifahrender Züge beziehungs-weise ihre Empörung darüber, dass sie sich vom Zugführer einer Regionalbahn dabei auch noch dumme Sprüche anhören musste. Völlig außer Acht bleiben für Leser ferner des Psychiaters tröstende Worte, welche mit dem erkenntnisreichen Satz Ein Kind der Welt, ein Clown, gefangen im Weltenlauf! schließen, woraufhin Alessa Maries erleichterte Re-aktion darüber, keine Verrückte zu sein, den Herrn Doktor abschließend sogar zum Lachen bringt. 

Wir Karussellpferde geben es gerne zu, das Fehlen solcher teils amüsanten Details ist selbstvertständlich bedauerlich. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass bei Alessa Maries Maxime bewusst knapp ge-haltener Bildbescheibungen (nie mehr als ein nicht allzu komplizierter Satz pro Fotoserie) zwangsläufig gewisse Auswahlkriterien getroffen werden müssen. Jeder von Ihnen kennt dieses leidige Dilemma aus seiner Schulzeit, als das Thema "Inhaltsangabe" auf dem Themenplan stand. Wollten wir zunächst nicht am liebsten sämtliche textlichen Angaben irgendwie unter einen Hut bringen? Alles schien uns irgendwie gleichbedeutend wichtig. Erst bei längerem Überle-gen kristallisierten sich allmählich die tatsächlich re-levanten Informationen heraus, und wir erkannten, von welchen eher sekundär angesiedelten Angaben getrost Abschied genommen werden konnte. 

 

Hinsichtlich unserer Ausgangsfrage führt die bisheri-ge Erörterung zu einer weiteren, äußerst wichtigen Überlegung, und zwar: Lässt sich jene am Beispiel von Die Karussellpsychose 1 gezeigte problemlose Umwandlungsmöglichkeit zur Fotoserie ebenso auf Alessa Maries übrige Werke anwenden, oder ha-ben wir es lediglich mit DEM glücklichen Ausnah- mefall zu tun?  

Schauen wir uns dazu speziell Szenenabschnitt 3 an. Spätestens hier wäre unsere Künstlerin bei der Komprimierung auf erhebliche Schwierigkeiten ge-stoßen. Dies hängt zunächst einmal mit den Colla- genflächen zusammen. Lag deren Anzahl im ersten Teil noch bei fünf Fenstern, waren es hingegen im übernächsten stolze neun Stück, die Höchstmenge einfügbarer Bilder pro Gitter in Alessa Maries Be-arbeitungsprogramm. Für das Text-Bild-Verhältnis ei-ner Fotogeschichte ergab sich daraus (grob formu-liert) folgende Gleichung: Mit wachsenden künst-lerischen Einfällen steigt parallel dazu das hierfür verwertete Material. Umgekehrt steigt bei einem großen Fundus verarbeitbarer Fotos der Ideen-reichtum - und damit der Erzählumfang. Natürlich traf diese Aussage nicht überall zu. Paula Gerhardt (Das große Nachspiel zum Projektausflug), kam bei-pielsweise trotz umfangreichen Erzählvolumens mit ebenfalls fünf Bildern aus, spiegelte jedoch zugleich die unbestrittene Tendenz wieder, dass neunteilige Strukturen künstlerischer Kreativität optimalere Ent-faltungsspielräume boten. Vor diesem Hintergrund präsentierte sich Die Karussellpsychose 3 wesentlich umfangreicher und komplexer, was sowohl an der Motivfülle als auch am "speziellen" Charakter des angeworbenen Zugführes lag.

Es gibt jedoch darüber hinaus noch einen anderen, vielleicht sogar entscheidenden Punkt. Szene 3 lebt größtenteils vom sehr stark lokal gefärbten Bezug auf die bis 1995 zwischen Frankfurt am Main und Offenbach verkehrende "legendäre" Straßenbahnli-nie 16, welcher zum Handlungszeitpunkt selbst für ortskundiges Publikum unter einem gewissen Alter ohne nähere Erläuterungen nicht mehr nachvollzieh-bar ist. Alessa Marie äußert sich ja dementspre-chend  an einer Stelle dahingehend, dass sie Offen- bach nur als Stadt ohne Tramverkehr kennt: Aber in Offenbach fährt doch gar keine Straßenbahn! Al-lein um schon diesen historisch kuriosen Lokalkolorit angesichts einer ohnehin vielschichtigen Geschichte sinnvoll auf Fotoserienstandard zu kürzen, musste unsere Künstlerin einige Anstrengungen aufbringen. weshalb auch im konkreten Beispiel - analog zur oben besprochenen Fotoserie 1 - keine endgültige Schlussfassung vorliegt.

Doch werfen wir vergleichshalber auch hier zuerst einen kurzen Blick auf das Collagengitter von Die Karussellpsychose 3, wie es sich bis zum Januar 2019 Seitenbesuchern bot. Mit seinem Aufbau war es übrigens mit Abstand Alessa Maries beliebteste Struktur überhaupt, weil um ein markantes Zentral-foto herum alle anderen Beweise rundförmig ange-ordnet werden konnten.

Und hier sehen wir nun entsprechend Teil 3 in sei-ner komprimierten Fassung als Fotoserie 2.

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild1/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild 2/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild 3/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild 4/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnline 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild 5/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanbken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerfüher "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild 6/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanlen leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild 7/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt zur Klause führte, welcher dort aber primär an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Eremitenleben Interesse zeigte. (Bild 8/9)

Fotoserie 2: Nachdem es mir am 22. September 2017 endlich gelungen war, den Zugfüh-rer einer Regionalbahn für das abgeschiedene Einsiedlerdasein zu begeistern, konnten mei-ne Gedanken leider noch nicht ahnen, dass ich den aufgrund einstiger Tarifbestimmungen auf der Straßenbahnlinie 16 zwischen Frankfurt und Offenbach am gefährlichen Offenba-cher Stadtgrenzentrauma leidenden früheren Söldnerführer "Heiner der Hitzkopf" vorbei am ältesten Karussell der Welt" zur Klause führte, welcher dort aber primör an einem gültigen Fahrschein der Stadtwerke Offenbach als am Erlemitenleben Interesse zeigte. (Bild 9/9)

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Ihren geschulten Augen fällt beim Lesen von Fotose- rie 2  sicherlich zunächst einmal deren Textumfang auf. Kamen klassische Fotoserien ursprünglich mit allerhöchstens vier Zeilen aus, benötigte Alessa Ma-rie beim Komprimieren des dritten Teils 75% mehr an Buchstabenvolumen im Vergleich zur bisherigen Maximallänge! Hier setzt sich genau jene Tendenz fort, welche uns in Galerieraum 2 bei den 2017 nicht mehr zur Veröffentlichung gekommenen Foto-serien erstmals begegnete.

Der Satzbau sprengt fast schon sämtliche Rahmen des Machbaren, ja, eigentlich widerspricht er sogar den für maedchen.de geltenden Richtlinien. Bei ihm handelt es sich um keine knappe, leicht verständli- che Aussage; obwohl wirklich alles getan wurde, um Szene 3 dem Lesepublikum sprachlich einiger-maßen erträglich als traditionelle Fotoserie zu prä-sentieren. Und wir Karussellpferde geben ganz ehr-lich zu, dass unsere Künstlerin bei nur einer Informa- tionsübernahme mehr endgültig in verklausulierte, "neobarocke" Formulierungen abgedriftet wäre.

Dennoch: Trotz dieser Abweichung teilt Fotoserie 2 zunächst einmal den Anspruch aller bisherigen Foto-serien auf Verständlichkeit in ihnen geschilderter Be-gebenheiten, auch wenn die Rahmenbedingungen aufgrund der Zusammenfassung einer bereits exis-tierenden umfangreichen Vorlage hier anders gela-gert sind. Trotzdem muss sich Fotoserie 2 dabei der kritischen Prüfung stellen, ob sie tatsächlich für ihre Leser verständlich wirkt. Oder anders ausgedrückt: Hält Alessa Marie Komprimierung inhaltlich letztlich wirklich das, was sie verspricht?

 

Wir hatten ja bereits auf den spezifischen histori-schen Lokalkolorit hingewiesen, welcher Teil 3 zu-grundeliegt, und tatsächlich scheint ausgerechnet er zum Hauptknackpunkt hinsichtlich einer leicht nach-vollziehbaren Umwandlung zu werden.

Leser, die jene bis 1995 geltenden Fahrkartenrege- lungen nicht aus eigener Erfahrung (oder vom Hö-rensagen) kennen, dürften mit dem Begriff Offenba-cher Stadtgrenzentrauma und seinen damit verbun-denen Anspielungen daher wohl kaum etwas anfan-gen können, zumal Suchmaschinen nach unserem aktuellen Wissen keine direkten Ergebnisse zur vom Psychiater angesprochenen Tarifproblematik liefern. Wir finden zwar auf Wikipedia einen Artikel über die Straßenbahnlinie 16, dessen Schwerpunkt liegt allerdings auf historischen Entwicklungen bis hin zur Debatte um etwaige Reaktiverungen. Hinweise zum einstigen Fahrkartenprozedere fehlen.

Doch selbst wenn die "16" irgendwann tatsächlich wieder über ihre heutige Endstation Stadtgrenze Of-fenbach hinausführe, würde das "spezielle Erleben" der Stadtgrenze für Fahrgäste nicht mehr erfahrbar werden, da seit Gründung des Rhein-Main Verkehrs-verbundes 1995 einheitliche Tarifregelungen gelten. Keiner müsste also mehr an der Stadtgrenze unnötig aufstehen, um beim Fahrer brav sein Offenbacher Stadtwerketicket zu lösen.

Vor dem Hintergrund dieser lokalen Anekdote ver-lieren bestimmte Teile des verwendeten Fotomateri-als für "Nicht-Eingeweihte" im Rahmen knapper Er-zählvorgaben quasi automatisch ihre wichtigen Be-weisfunktionen. Sicherlich sind Ihnen beim Bilderbe- trachten sofort die drei S/W-Aufnahmen aufgefal-len, unter anderem jene beiden Motive mit den von Wilhelmsbad weiterführenden Bahngleisen; und Sie haben sich bestimmt darüber gewundert, weil sie in der Collage ja farbig sind. Die Erklärung hierfür ist einfach: Im Rahmen der Umwandlung zu einer Fo-toserie entfiel schlicht und ergreifend ihr bisheriger praktischer Nutzen. Oder anders ausgedrückt: Bei- de Fotos haben nunmehr ihre einstige Bedeutung eingebüßt. Denn was sollen beziehungsweise kön-nen sie beweisen, wenn vielen unserer Seitenbesu- cher das zum Nachvollziehen nötige Hintergrund- wissen fehlt. Wirklich niemand käme im Traum auf den Gedanken, dass es sich bei jener Eisenbahn-trasse in Heiners Wahrnehmungswelt exakt um d i e Straßenbahnschienen handelt, welche in seinen Kin-dertagen, als er bekanntlich das Offenbacher Stadt-grenzentrauma erlitt, noch über die heutige Endhal-testelle Offenbach Stadtgrenze bis zum Marktplatz führten.

 

Das dritte S/W-Foto fiel dagegen dem im Rahmen der Buchstabenreduzierung notwendig gewordenen Sparmaßnahmenzwang zum Opfer. Wie bereits er-wähnt, hätte jegliches Mitaufnehmen weiterer Infor-mationen die ohnehin schon am Limit befindliche Satzbaukonstruktion gesprengt. Unsere Detailfreun- de werden daher den künstlerischen Verzicht auf ei-ne Erwähnung jener dramtischen Vorgänge am En-tenteich bedauern und - mit Recht - einwenden, dass mit dieser Entscheidung leider enorm viel Potential verschenkt wurde.

Allerdings könnte man den wegrationalisierten En- tenteich durch zwei Alternativen ersetzen. Der be-schriebene Weg durch den Park am Karussell vor-bei in Richtung Einsiedelei erhielte dadurch wesent-lich stärkere Akzentuierungen. Es handelt sich hier-bei um Zufallsaufnahmen, die im Rahmen unserer Fotogeschichte keine passende Verwendung mehr fanden, weshalb sie der Rubrik Überschussmaterial angehören. Im weiteren Verlauf dieses Artikels so-wie in Galerieraum 5 werden wir uns noch einge-hender mit dem Begriff beschäftigen. 

Bildalternative 1 entstand etwas seitlich der kleinen Brücke und zeigt den vom Wilhelmsbader Bahnhof kommenden Weg, welcher sich hinter ihr aufgabelt. Auf diese Weise wären Betrachter in die Lage ver-setzt, zusätzliche Eindrücke über jene von Lokomo-tivführer Heiner und Alessa Marie genommene Rou-te zu gewinnen.

Mit Bildalternative 2 ließe sich deren konkreter Ver-lauf sogar detailreich ausschmücken sowie entspre-chend "spannender" vermitteln. Die Aufnahme meh-rerer Enten, gerade gemütlich watschelnd in Rich-tung Parkflüsschen unterwegs, war ursprünglich als unterstützender Beweis des Teichmotivs angedacht. Aus Mitleid mit einem offensichtlich leicht verletzten Tier (siehe Pflaster an der zweiten Ente von rechts) sah Alessa Marie allerdings davon ab. 

Nähere Angaben zum Inhalt der Therapiestunde lie-fern diese Alternativfotos allerdings nicht. Leser er-fahren nach wie vor weder etwas über den Brücken- kampf mit dem Ex-Söldnerführer Heiner noch Alessa Maries vergebliche Hilferufe an die Parkenten, wes-halb ihre genannte Ersatzfunktion detailinteressierte Seitenbesucher kaum trösten dürfte. Beide Aufnah-men sind zwar recht schöne Ergänzungen zur bes-seren Wegveranschaulichung, bringen aber beim Umformen der Fotogeschichte Betrachtern letztlich keinen Informationsgewinn.

Natürlich können Kritiker nun einwenden, unser Ga-lerieartikel sei ohnehin konstruiert und verkaufe et-wa mit seiner oben aufgestellten Gleichung nur Bin-senweisheiten; ansteigende Fotozahlen korrelierten doch logischerweise mit einem dadurch erhöhten erzähltechnischen Auschöpfungspotential.

Interessanterweiser wurde diese anhand von Fotose-rie 2 beschriebene Problematik von zahlreichen Sei-tenbesuchern bereits hinsichtlich der klassischen Fo-toserien als deren Defizit genannt. Wider Erwarten erreichten uns im Live Chat nach dessen Einrichtung am 20. August 2018 die ersten Mitteilungen gar nicht zu den Fotogeschichten, sondern jener letzten auf maedchen.de erschienen unnummerierten Foto-serie aus Galerieraum 1. Sämtliche Teilnehmer inte- ressierte nämlich primär, was es mit den blumigen Worten und erzieherischen Weisungen Geheimnis-volles auf sich habe. Über solche Erstreaktionen wa-ren wir Karussellpferde mehr als überrascht; sich zu- erst auf alte Fotoserien richtende Chatfragen wären uns nie in den Sinn gekommen. "Überrascht" steht hierbei absolut in postivem Sinn, brachten diese Gesprächsverläufe doch ganz offenkundig ein be-reits 2014 bis 2016 auf maedchen.de latent vor-handenes Dilemma zum Vorschein: Kurzformulierun- gen erfüllen bestimmte Erwartungen eben nicht im-mer zufriedenstellend; weshalb sie dann eher Fra-gen aufwerfen als beantworten.

 

Wenn wir also abschließend zu unserer Ausgangs-fragestellung zurückkehren, können wir diese jetzt also mit guten Argumenten dahingehend beantwor-ten, dass Alessa Maries Umstellung tatsächlich Ver-besserungen mit sich bracht. Für das Lesepublikum, vor allem aber die Fotos selbst. Was über ihre be-wegende Erkenntnis im Staatspark Wilhelmsbad ge-schrieben steht, sind also keine leeren, sentimenta- len Phrasen zum Seitenfüllen, sondern vielmehr lei-denschaftlichste Künstlerbekenntnisse zum Informa-tionspotential eines Bildes. Erst ihre Überwindung der herkömmlichen Fotoserien zugunsten textlich um Längen umfangreicherer, collagierter Fotogeschich-ten ermöglichte es, potentielle Bildaussagen best-möglichst auzuschöpfen, während hingegen die frü-here Praxis trotz aller Bemühung wie in Fotoserie 2 Vergeudung visueller Ressourcen bedeutete.

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Am Anfang war Napoléon!, schrieb Alessa Maries Geschichtslehrer einmal zu Beginn einer neuen Un-terrichtseinheit in großen Buchstaben an die Tafel. Es ging dabei thematisch um die gewaltigen Um-wälzungen, welche Europa im 19. Jahrhundert als Folgen der Französischen Revolution durchlief, und deren Initialzündung letztlich im Wirken des Man-nes aus Korsika zu suchen ist. So grundlegend, so nachhaltig, so unwiderruflich veränderte Frankreichs Kaiser die politische Landkarte, dass selbst auf dem berühmten Wiener Kongress 1814/15 Europas Uh-ren nicht wieder auf "vor 1789" zurückgestellt wer-den konnten. Und wir Karussellpferde behaupten an dieser Stelle, so wie Napoléon damals den Weltver-lauf "durcheinanderwirbelte" formte unser Live Chat das bisherige Erscheinungsbild von alessamariesfo-togeschichten dauerhaft neu, weshalb man analog an die Tafel schreiben könnte: Am Anfang war der Live Chat!

Sicherlich schmunzeln jetzt einige von Ihnen recht amüsiert, solch kühne Vergleiche seien ja nun etwas sehr weit hergeholt, etwas niedriger stapeln stände Hanaus vorwitzigen Karussellbewohnern wohl bes-ser zu Gesicht. Derartige Reaktionen sind natürlich verständlich, weshalb wir zuerst auf nähere Hinter- günde zur Einfügung des erwähnten Tools einge-hen möchten. Die erste Kommunikationsmöglichkeit zwischen Künstlerin und Seitenbesuchern bestand in jeweils am unteren Ende einer Einzelseite angefüg-ten Kommentarfeldern. Als Konsequenz der im Früh-jahr 2018 eingeführten DSGVO-Regelungen trennte sich Alessa Marie jedoch vorerst von sogenannten Drittanbieter Apps. So kam es am 20. August 2018 zum Ersatz durch den wixeigenen Chatbaustein.

Bald schon erwies sich Alessa Maries Verzicht als DIE richtige Entscheidung. Schnell zeigte sich, dass Chatgespräche, was den gegenseitigen Feedback-austausch betrifft, aufgrund ihrer höheren Flexibilität wesentlich produktivere Interaktionen zwischen den Teilnehmern gestatten als Kommentardialoge. In de-ren Verläufen rückte dabei immer wieder jene Col-lage zu Paula Gerhardt (Das große Nachspiel zum Projektausflug) in den Diskussionsfokus.

Wie bei keiner anderen Fotogeschichte wurde ex-emplarisch von hier ausgehend sowohl Gelungenes als auch auf alessamariesfotogeschichten noch Ver-besserungsfähiges erörtert.

Allgemeines Lob sowie große Arkennung fand Ales-sa Maries pointierte Inbezugsetzung "Predigtstuhl - Kirchenkanzel", wobei besonders die Tatsache her-vorhgerhoben wurde, dass der umgesetzte visuelle Beweis recht langer Textschilderungen mit so relativ wenig Motiven auskam. Sehr verständnisvoll aufge-nommen wurde dabei übrigens das Argument unse-rer Künstlerin, aufgrund geltender Schulregeln seien Beweisfotos für jene Szene im Lehrerzimmer leider unrealisierbar gewesen, da sich Schüler dort ledig-lich in Ausnahmefällen aufhalten dürfen. Manchmal kannst du eben nicht alles umsetzen!, lautete dazu eine tröstende Nachricht auf ihr Bedauern hin, es habe zur Erlaubniseinholung ganz einfach an Mut gefehlt.

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Einhellig als grundsätzlich tragfähig beurteilten Sei-tenbesucher das Collagenkonzept. Hierdurch seien selbst ausführlichste Erzählhandlungen nachträglich jeweils kompakt auf einen Blick abrufbar. Doch wur-den gerade in diesem Vorteil zugleich parallel des-sen Nachteile gesehen.

Anhänger von Alessa Maries Fotoserien wünschten sich ohnehin von Anfang an nichts sehnlicher als das frühere Einzelbildkonzept zurück. Es verkörpert für sie bis heute DEN fotografischen Präsentations- stil, mit welchem sich unsere Künstlerin einst auf maedchen.de einen Namen gemacht hatte. Diesbe-zügliche Fagen wie Kannst du nicht wieder Fotos wie früher machen? zeigten immer noch starke Her-zensverbindungen zur Bildergalerie.

Doch Neuhinzugekommene bezeichneten Collagen interessanterweise ebenfalls als nicht unbedingt des Rätsels ultimative Lösung. Ihrer Ansicht nach lagen in Paula Gerhardt (Das große Nachspiel zum Pro-jektausflug) zwischen Textvolumen und Bildkompila- tion relativ unausgeglichene Flächenverhältnisse vor. Auf die umfangreiche komplexe Erzählung bezogen nahm deren Visualisierung prozentual gesehen nur geringfügigen Raum ein, was zum Vergleich konk-reter Passagen mit den entsprechenden Beweisauf-nahmen umständliches hin und her Scrollen erfor-derte. Um Leser als die Handlungen quasi optisch Miterlebende hautnah ins Geschehen einzubinden, so der Tenor, brächten auf den Gesamttext verteilte einzelne Motivpräsentationen eindeutig mehr Vortei-le. Optisches Nachvollziehen Fotoschritt für Foto-schritt, direkt am Buchstaben beschriebener Episo-den dran, ermögliche es dem Publikum, sich sozu-sagen in seiner Rolle des Live-Beobachters "vor Ort" stets selbst ein Bild machen zu können; während angehängte Collagen - wenn auch sicher von der Intention her unbeabsichtigt - umgangssprachliche Ausdrücke wie drankleben, drankleistern oder dran-pappen assoziierten.

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Eng damit verbunden waren Wünsche zahlreicher Fans nach mehr Fotos pro Geschichte. Hattest du damals eigentlich auch noch andere Aufnahmen ge-macht? und ähnlich gelagerte Anfragen zeigten ei-ne trotz oft verwendeter Maximalzahlen (d. h. neun Collagenflächen) als unzureichend empfundene Res-sourcennutzung. Ganz offensichtlich zogen Alessa Maries Seitenbesucher auch hier Flexibilität starren Gittervorgaben vor.

 

Doch noch ein anderes Defizit wurde sichtbar. Be-trachten Sie dazu bitte das Motiv mit dem Kirchen-schiff. Fällt Ihnen dabei etwas auf? Infolge verän-derter Bildwiedergabe gerät im Gitterfenster ausge- rechnet jene für den Geschehensblauf so wichtige Kanzel optisch ins Hintertreffen, da aus ästhetischen Gründen der beleuchtete Lettneraltar ins untere Bild-zentrum rückt. Dort angeordet ist er auf Alessa Ma-ries Originalfoto zwar ebeno, dennoch wirkt hier der Verkündigungsplatz insgesamt "präsenter". 

Ähnliche Einbußen erkannten Teilnehmer im linken mittleren Collagenbild aus Die Karussellpsychose 3. Das eindringliche Warnschild Weitergehen verbo-ten! entlarvt wie kaum eine bessere Darstellungs-möglichkeit jenen Ratschlag des Psychiaters, Alessa Marie solle die Gleise entlang bis Maintal Ost lau-fen, als lebensgefährlichen Schwachsinn. 

Fototechnische Anpassung an die Gitterfläche ver-setzt das Bild optisch eher ungünstig nach hinten. Auf dem Original hingegen verfehlt die rot umran-dete Metallscheibe ihre rasche Aussagekraft nicht.

Aber auch dieses leidige Manko, dass Gitterflächen Bilder verkleinern, kam zur Sprache. Alessa Maries enttäuschte Erwähnung der aus dem Erdreich ragen-den Spitze der berühmten Cheopspyramide, zu wel-cher die hilfsunwilligen Entenschar schwimmt, ge-lang deshalb visuell weniger deutlich. Vergleichen Sie bitte das mittlere Collagenfoto rechts mit seinem Original!

Vermeidung von Potentialverlust und Optimierung von Potentialgewinn waren nun DIE dominierenden Kategorien, an denen unsere Künstlerin ein faktisch seit Beginn unverändert gebliebenes Konzept völlig neu ausrichtete. Beide sollten das Erscheinungsbild von alessamariesfotogeschichten grundlegend revo-lutionieren.

Als ersten Schritt durchstöberte Alessa Marie im Herbst 2018 sämtliche Fotordner ihres Computers, angefangen vom ersten 2011 mit eigener Kamera aufgenommenen Schnappschuss bis hin zu gerade erst entstandenen propektivischen Motiven. Dabei fiel es dem Mädchen wie Schuppen von den Au-gen: Welch immenses kreatives Potential schlummer-te vollkommen übersehen auf der Festplatte im Dorn-röschenschlaf vor sich hin! Diese Bilder wachzuküs-sen sowie den starren Vorgaberahmen des Colla- genprinzips aufzubrechen, hieß fortan die künstleri-sche Devise. Und so verkündeten wir Karussellpfer-de im berühmten Update vom 10. Dezember 2018 stolz eine mit Die Karussellpsychose (welche damals noch aus lediglich zwei Teilen bestand) begonnene Abkehr vom bisherigen Präsentationsschema.

 

Was bedeutet besagte Umstellung für Alessa Maries Seitenbesucher jetzt konkret?

Zunächst einmal, wie im Chat ja ausdrücklich ge-wünscht, mehr Bilder. Sie sind nun ausnahmslos als Einzelfotos direkt in die Texte eingebaut. Damit trägt unsere Künstlerin dem vielfachen Anliegen nach ei-ner Geschehnisse live miterlebenden visuellen Ein-bindung des Lesers Rechnung. Durch Abkehr vom Bildzahlen vordiktierenden Flächenkorsett der Colla-gen ergeben sich seitdem dabei oft spontane, unge-ahnte künstlerische Gestaltungschancen. Alleine Teil 3 wartet mit einer um sechs(!) Ansichten ergänzten Motivauswahl auf. Ohne Hinwendung zum Prinzip frei wählbarer Fotozahlen ohne Oberbegrenzungen wären etwa Costa Ricas stolzer El Arenal oder Ja-pans imposanter Daibutsu von Nara niemals zu ih-rer Ehre gekommen. Auf diesen Aspekt werden wir Karussellpferde etwas weiter unten am Beispiel von Das Blutgold von El Lago nochmals eingehen. Und wer jetzt von Ihnen, liebe Seitenbesucher, Parallelen zu den allerersten losen Bilderfolgen zu erkennen glaubt, liegt goldrichtig: Im Grunde genommen han-delt es sich bei den überarbeiteten Fotogeschichten um dasselbe Konzept einer Fotoanzahl nach Belie-ben, nur die Textgestaltung ist anders. 

Die wohl größte Innovation liegt jedoch zweifellos in der nunmehr technischen Möglichkeit fotografi-scher Darstellungen visueller Bewegungsabläufe. In Die Karussellpsychose 1 gelang dank jener neuen Technik mit dem zweiten Traum erstmals das Abbil-den längerer Sequenzen.

Auch konnte im dritten Teil die zeitliche Abfolge der Zugeinfahrt von RB15228 an jenem denkwürdigen Septembertag 2017 deutlicher betont werden.

Ja, teilweise gelangen sogar wortwörtliche Bildüber-setzungen. Von Alessa Marie 2014 im Parque Na-cional Volcán Arenal an unterschiedlichen Stellen aufgenommene Motive suggerieren dem Ortsunkun-digen, es handele sich um verschiedene Regionen. Folglich liegt Heiners Söldnercamp irgendwo vage in Costa Ricas Regenwäldern. Tatsächlich trennen beide Standorte höchstens 50 Meter. 

Anhand dieser drei Beispiele können Sie, liebe Sei-tenbesucher, unschwer erkennen: Mithilfe eines um-fangreichen Fundus an verfügbarem Fotomaterial ist künstlerisch praktisch alles machbar. Kein Wunder also, dass unsere alte Gleichung von oben ihre ent-sprechende Anpassung erfuhr. Sie lautet: Länge, In-halt sowie Komplexität einer Fotogeschichte ste-hen jeweils proportional zur Anzahl hierfür ver-wertbarer Bilder. Für künstlerisches Gelingen sind demnach neben Erzählfantasie nicht zuletzt auch bereits vorhandene, breit gefächerte und sich mög-lichst über mehrere Jahre hinweg erstreckende Bild-ordner unabdingbar. Nirgends tritt das deutlicher zutage als bei jener 2017 unter dem Titel Spiona- geaktivitäten 1 begonnen Fotogeschichte. Bis zur Umgestaltung im Frühjahr 2019 war sie die mit Ab-stand kürzeste Episode überhaupt.

Durch eine Dokumentationssendung über den Bundesstaat Nevada vom Glauben an das schnelle Geld erfasst, hatte es sich Herr Tuki Tukan partout in den Kopf gesetzt, sämtlichen Casinos der berühmten Stadt Las Vegas als begnadeter Glücksspieler, der mit seinen ju-belnd gefeierten Erfolgen am nicht ungefährlichen Roulettetisch mühelos die Shows des le-gendsären Magierduos "Siegfried&Roy" übertrumpfen würde, gleich mehrere Besuche hin-tereinander abzustatten.

Und er sah sich dabei im Traum schon von kichernden, gutaussehenden jungen Damen um-ringt, die, während ein sehr deprimierter Croupier unwillig dem strahlenden Gewinner be-reits den nächsten Jetonberg, diesmal höher als der Mont Blanc, zuschieben musste, mit der Herausgabe ihrer Privatnummern nicht zögerlich waren, um bald in seiner Heimat Costa Ri-ca gemeinsam mit ihm eines der dort zahlreichen Badebecken, in das durch vulkanische Ak-tivitäten erwärmtes Wasser aus der Erdtiefe sprudelt, zur angenehmen Entspannung zu nut-zen.

Um solche doch recht ehrgeizigen Ziele nicht dem Reich der Träume überlassen zu müssen, kam ihm deshalb nach eingehender Medienanalyse sämtlicher James Bond Filme an einem sonnigen Sommertag die große Idee, geduldig den Moment abzwarten, dass eine durch ihn unter dem Decknamen Lieschen raffiniert in die Terrassenkübel seiner ahnungslosen Be-sitzerfamilie eingeschleuste V-Blume ihrem gut zahlenden, und daher auch als Lieutenant Goldfinger agierenden Auftraggber fleißig Informationen über jene verblüffenden Tricks der weltweit von allen Spielhöllen gefürchteten sowie mit lebenslangen Eintrittsverboten belegten Zauberglöckchen übergibt.

Diese von Herrn Tuki Tukan geschickt eingefädelte verdeckte Operation war jedoch trotz be-eindruckender Planung aufgrund in der Tat nicht unbegründeter Bedenken an Lieschens  Lo-yalität dermaßen riskant, dass bereits am ersten Tag des Unternehmens Hokuspokus der für den Geheimnisverrat ausgemachte Agententreffpunkt "Chefsessel" gegen Mittag unter der drückenden Sonne vor unerträglicher Anspannung zu vibrieren begann.

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Anfang Mai 2019 wurde die Fotogeschichte auf-grund des Einfalls mit der mexikanischen Goldmün-ze in Das Blutgold von El Lago umbenannt. Verglei-chen Sie bitte selbst, wie stark die Urfassung da-durch ihre Gestalt veränderte. Und gäbe es nicht Alessa Maries zahlreiche Schnappschüsse, wie et-wa vom Restaurant auf der Tagestour zum El Arenal 2014 in Costa Rica, wären viele zusätzlichen Ideen kaum umsetzbar gewesen.

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Allerdings bedeutet die besagte Innovation vom De-zember 2018 nicht, dass mit ihr zugleich automa-tisch jedes Foto, welches "irgendwann einmal ir-gendwo" aufgenommen wurde, tatsächlich seinen Weg in Präsentationen findet. Was wir Karussell-pferde oben exemplarisch über das Überschussma- terial aus Wilhelmsbads einstigem Kurpark sagten, besitzt im aktuellen Konzeptschema ebenfalls unein-geschränkte Gültigkeit.
Auch Osakas im April 2012 fotografierte Hafenan-lagen mit ihren bedauerlicherweise farblich
nicht zur Geltung kommenden weiß und rot lackierten Kranaufbauten bleiben aus diesem Grund weiterhin kein Bestandteil der Innovationsproblemlösungen 1, wobei das ästhetisch als viel zu stark empfundene Gegenlicht für Alessa Maries Entscheidung letztlich die ausschlaggebende Rolle spielte. Genügend vor-handenes Bildmaterial ermöglichte Visualisierungen inhaltlicher Aussagen ohne dieses Motiv.

Gegenlicht sowie Entbehrbarkeit bildeten übrigens im Mai 2016 nach Alessa Maries Fototour durch die Dietesheimer Steinbrüche dieselben Ausschluss-kriterien für den dortigen Oberwaldsee. Für Auf ei-ner großen Busrundreise... 1 konnte unsere Künstle-rin auch hier auf wirklich mehr als genug Ausweich-bilder zurückgreifen.

Solche Aufnahmen, welche zur Umsetzung künstleri-scher Ideen einfach nicht gebraucht werden, nennt Alessa Marie Überschussmaterial Kategorie 1. Mit ihnen engstens verwandt ist eine zweite Gruppe, deren Bilder es hingegen aus bestimmten Gründen allesamt doch noch in die eine oder andere Foto- geschichte geschafft haben. Mehr dazu in Galerie-raum 5.

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Ebenfalls keine Verwertung finden in der Regel so-genannte Mehrfachfotos, die Ihnen vielleicht aus Ih-rer eigenen fotografischen Praxis geläufig sind. Ge-wisse Motive werden oft als dermaßen schön emp-funden, dass wir gleich mehrmals den Auslöser be-tätigen, um ja bloß auf Nummer sicher zu gehen. Und beim späteren Aussortieren am Computer ste-hen bedauernswerte Augen jedes Mal dann vor der entsetzlichen Qual der Wahl, welche Ansicht denn nun bleiben darf.

So erging es Alessa Marie zum Beispiel beim Vo-gelsberger See, nahe gelegener Bruder des Ober-waldsees, dessen leicht gewellte Wasseroberfläche als Beleg für die alles mitreißenden Fluten des Colo-rado River dienen sollte. Vier festgehaltene Augen-blicke standen zur Auswahl:  

Sie sehen selbst die künstlerische Schwierigkeit sol-cher Entscheidungsfindungen. Nimmt man jetzt nun ein, zwei, drei oder vielleicht doch am besten alle Exemplare? Jeder Wellenversion erzeugt schließlich ihre jeweils auf eigene Weise interessante Athmo- sphäre.

Am Ende fiel die Wahl auf Perspektive 1 und 4, er-kennbar am jeweils dickeren Rahmen. Im ersten Fall stellt Foto 1 aufgrund des vorne treibenden Blattes die gewaltige Strömung besser dar als jene "blattlo-se" Variante 2, auch wenn sie für uns Karussellpfer- de rein strömungstechnisch gesehen besser passen würde. Im zweiten Fall liegen praktisch identische, darüber hinaus optisch sehr gut erkennbare Bewe-gungsstrukturen vor; letztlich entschied der Lichtref-lex ganz unten auf Bild 3 das spannende Rennen zugunsten von Konkurrent 4.

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Kaum weniger mühselig verlief damals 2016 die Wahl jener Fotografie, welches uns die spektakulä-re Tiefe des Grand Canyon demonstriert, über den Reiseleiterkönig Danny Brown ja seinen Touristen-gruppen erzählt, dessen steile Wände wiesen trotz immens gestiegener Pegelstände weiterhin schwin-delerregende Höhen auf. Sechs schreckliche Male blickte Alessa Marie für Sie, liebe Seitenbesucher, mutig in den Abgrund, angstvoll schaudernd jeden Moment das Gleichgewicht zu verlieren und vom Colorado River samt mitgeführtem Treibgut unbarm-herzig fortgerissen zu werden.

Und wieder lautete die Frage: Spieglein, Spieglein, an der Wand, sag, welches der Motive hier ist das schönste im ganzen Land?

Wir Karussellpferde gestehen Ihnen ganz ehrlich, dass scheinbar selbst dem Spiegel hierzu keine ge-eignete Antwort einfiel, denn in der zweiten Colla- genversion nahm unsere Künstlerin diese Ansicht aus der Kompilation heraus. Jedes Foto versprüht ei-nen ganz individuellen grellen Charme. Sich hier endgültig festlegen? So war es erneut persönlicher Geschmack, der entschied, weshalb nach langem Ringen endlich Bild 6 für die dritte Fassung Verwen-dung fand.

Letztlich überzeugten dabei folgende sich aus Ales-sa Maries Standardbearbeitung ergebende Farb-wirkung: Infolge des aktuellen Sonnenstandes stellte in herrlichstem Türkisblau leuchtendes Wasser hier den größten Flächenanteil. Diese Wirkung geht mit der Hinwendung zum Realismus, welchen wir Ka-russellpferde im Folgeabschnitt besprechen werden, vollständig verloren; und wie Sie, liebe Seitenbesu- cher, unserer Einführung auf der Startseite Präsenta-tionsbeginn bereits entnahmen, rückt stattdessen je-nes Sonnenlicht ins Zentrum, das zum Aufnahme- zeitpunkt am Canyon mit voller Wucht auf einstige Steinbruchwände traf. 2022 stehen grundlegende Überarbeitungen von Auf einer großen Busrundrei-se... hin zur Einzelbildgestaltung an, in deren Zu-sammenhang viele von Ihnen solch fantastisches Tür-kisblau sicher vermissen werden.

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Dass es bei den vom entgegengesetzten Brückenge-länder aus aufgenommenen Fotos des Colorado Ri-ver kaum weniger kompliziert werden würde, be-weisen fünf Motive, welche ihn nur noch knapp sie-ben Meter entfernt vom urgewaltigen Durchbruch in Arizonas mächtige Schlucht zeigen. Und hätte Ales-sa Maries allerbeste Freundin Caislin bei dieser waghalsigen Position nicht ebenfalls gleich mehr-fach in letzter Sekunde beherzt ihren Jeansgürtel gepackt, wäre die Fotografin wohl vom gefräßigen Schlund des Abyss gierig verschluckt worden.   

Ihrem inzwischen routinierten Beobachtungsblick ist sicherlich auch bei diesem Beispiel anhand des Fo-torahmens sofort Bild 3 als von Alessa Marie aus-erwähltes Motiv in den Sinn gekommen. Genauere Vergleiche zeigen nämlich, dass unter allen fünf An-sichten hier die schwächsten Lichtverhältnisse im Canyon vorliegen, das Wasser von seinen farbli-chen Nuancen daher einen Tick dunkler, und somit in der Standardberarbeitung kolorierter ausfällt. Vor allem hinsichtlich der Darstellung jener von Danny Brown erwähnten fast völligen Überflutung des  Na-turweltkulturerbes liefern "unergründlich tief" wirken-de Blautöne Betrachtern am ehesten erschreckende Impressionen vom Ausmaß dermaßen rasant ange-stiegener dramatischer Pegelstände. Allerdings wird unsere oben für 2022 angekündigte Umstellung auf Einzelbilder wohl auch hier andere Schwerpunkte setzen und aufgrund der damit verbundenen Farb-veränderungen explizit maximale Lichtverhältnisse zum inhaltliche Kriterium machen.

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Doch egal ob nun standardmäßig oder realistisch, Auswahlverfahren fallen natürlich jedes Mal schwer. Sich von Mehrfachfotos trennen zu müssen bedeutet trotz ihrer quasi fast identischen Übereinstimungen letztlich doch eine oft schmerzvolle Verzichtserklä-rung auf Unikate mit ganz speziellen, teilweise zu-nächst kaum wahrnehmbaren Details, weshalb an ihnen verständlicherweise wahnsinnig viel Herzblut hängt. Doch nur diese Vorgehensweise gewährleis-tet letztlich fotografischen Erfolg, besonders wenn es sich um weiter entfernte Fototouren handelt.

Die passionierten Urlaubsfotografen unter Ihnen wis-sen, wovon wir Karussellpferde sprechen. Touristen fliegen nicht (um es etwas überspitzt auszudrücken) drei Wochen nach Mauritius, um mit einer Speicher-karte voller unbefriedigender Resultate heimzukeh-ren. Denn wer reist schon gleich in der darauffol-genden Woche wieder hin? Wohl keiner, weshalb Profis eben einzelne Motive vorsichtshalber lieber zehnmal fotografieren, damit es später daheim kei-ne herben Enttäuschungen gibt. Und genau darin besteht auch die grundsätzliche Vorgehensweise un-serer Künstlerin. Fotografische Örtlichkeiten liegen selten passend vor der eigenen Haustür, sehen wir von einigen wenigen Ausnahmen ab wie Hanaus Staatspark Wilhelmsbad oder das per Fahrrad oder Auro leicht erreichbare Naherholungsgebiet Dietes-heimer Steinbrüche in Mühlheim am Main. Doch selbst bei günstig gelegenen Orten möchte niemand allein dem Glück die Entscheidung überlassen, ob veranstaltete Fotosessions qualitativ etwas werden.

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Jetzt möchten wir Karussellpferde Sie, liebe Seiten-besucher, über Entwicklungen informieren, welche bereits oben unter den Stichpunkten Standarbear-beitung sowie Realismus Erwähnung fanden, und die man auch als Alessa Maries Abkehr von der Blauphase bezeichnen kann. Was ist darunter zu verstehen?

Seit Beginn ihrer fotografischen Tätigkeiten folgten sämtliche Nachbearbeitungen standardisierten Ein-stellun-gen, welche völlig unabhängig von der je-weiligen Aufnahmesituation auf den Schwerpunkten maximaler Sättigungsgrad, maximale Schärfe und reduzierte Helligkeit lagen. Anders formuliert: Jede Überarbeitung, egal ob das Motiv bei trübem Him-mel oder strahlendstem Sonnenschein, bei schwa-chen oder starken Lichteinflüssen entstanden war, folgte identischen Einstellungsparametern.

Diese auf bei herrlichem Sonnenschein "geknipste" Fotos ausgerichtete Technik verstärkte im Original vorhandene Blautöne, wodurch sie je nach Wetter-bedingungen teils sehr kräftige Himmels- und Was-serwiedergaben erzeugt. Diese 2011 nach Alessa Maries Rückkehr von ihrem ersten Schüleraustausch in Japan erstmals angewandte Koloration entsprach dabei voll und ganz jener Vorstellung von dem me-terologisch perfekten Bild, herrliche Blautöne wie im Reisekatalog. Ja, so sollte es nach Wunsch der Elfjährigen sein.

Folgender Blick auf den Tokio durchfließenden Fluss Sumida illustriert diese blaue Phase auf exemplari-sche Weise. Das Foto stammt vom Dezember 2011.

Alessa Maries Entscheidung für eine solche Vorge-hensweise brachte Vor- und Nachteile mit sich. Ei-nerseits ist diese Methode legitime Ausdrucksform mit ihr verbundener künstlerischer Ideen. Anderer-seits müssen sich bearbeitete Bilder grundsätzlich der berechtigten Frage stellen, inwiefern sie konkre-te historische Aufnahmesituationen authentisch wie-dergeben. Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Re-päsentiert unser blauintensives Flusspanorama tat-sächlich jene Licht- und Farbverhältnisse, die Alessa Marie bei ihrem Blick vom Uferkai auf das heran-tuckernde Touristenboot vorfand? Und wir Karussell-pferde antworten darauf allesamt ganz klar: Nein, derart kräftige Färbungen existierten zu diesem Zeit-punkt nachmittags natürlich niemals, sie wurden be-wusst künstlich erzeugt!

Kritiker werden jetzt bestimmt einwenden: Das sind aber alles keine sensationellen Weltneuheiten! Und Wilhelmsbads Parkattraktionen geben ihnen da na-türlich auch Recht. Dennoch. Gerade weil die Foto-geschichten beanspruchen, "wirklich so passiert zu sein", lohnen sich durchaus nähere Überlegungen, inwiefern Bildanpassungen mit besagtem Anspruch eigentlich tatsächlich übereinstimmen.

Angeregt durch Verbesserungsempfehlungen ihres Freundes besteht seit Juli 2019 der künstlerische An-satz darin, sämtliche Standardfotos gegen Überar-beitungen auszutauschen, welche nunmehr der rea-listischen Wiedergabe konkreter Aufnahmesituatio-nen oberste Priorität einräumen, wobei persönlicher Künstlerinnengeschmack vollkommen in den Hinter-grund tritt. Situationskonformer Bildrealismus postu-liert demnach geschmacklichen Verzicht auf Erzeu-gung maximaler Blautöne, denen die gesamte Bear-beitung strikt untergeordnet wird, zugunsten feinab-gestimmter manueller Einzeleinstellungen. Optima-les Herausholen potentieller Kameraleistungen lautet folglich die neue künstlerische Prämisse. Jedes Mo-tiv soll auf Betrachter möglichst genau SO wirken, wie unserere Künstlerin vor Ort beim Auslösen der Kamera die Szenerie mit ihren eigenen Augen er-blickte. Und diese sah vom Kai aus gesehen an je-nem Spätnachmittag für Alessa Marie folgenderma- ßen aus:

< Original
< Standard
< Realismus

Fällt Ihnen beim Vergleichen von Standard und Re-alismus, abgesehen von den unübersehbar ins Au-ge stechenden Farbveränderungen noch etwas auf? Sollte Ihre Antwort Ja, die differenzierteren Lichtver-hältnisse! lauten, liegen Sie genau richtig. Anders als beim standardisierten Vorgehen konnte mittels Alessa Maries neuer Methode der Schwerpunkt des einfallen Sonnenlichts präzise herausgearbeitet wer-den. Er liegt (von Links aus betrachtet) auf der Eisen-bahnbrücke im Bereich zwischen erstem und zwei-ten Oberleitungsmasten, schwächt sich von dort aus allmählich leicht in Richtung rechte Bildhälfte ab. Diese Erkennung des Lichtschwerpunktes ist für das Bildverständnis von immenser Bedeutung, durch ihn lässt sich praktisch das gesamte Foto erklären. So manches, was anfangs eher wie lästige Bildfehler aussieht, entpuppt sich rasch als logische optische Folge. Physik halt.

 

Die psysikalischen Gesetze gelten freilich auch bei schlechtem Wetter. Man möchte es kaum glauben, doch selbst wolkenverhangene lichtschwache Moti-ve weisen solche Lichtschwerpunkte auf, wie uns folgende Bilder aus Das Blutgold von El Lago 3 ver-deutlichen, aufgenommen im Oktober 2018, als der erste ordentliche Herbststurm über Hanau fegte und unsere Künstlerin, kaum am Steinheimer S-Bahn-hof angelangt, vor Kälte bibberte. Was für ein Foto-shooting!

Beim großen Eisenbahnsignal (übrigens eine von Alessa Maries seltenen Zoom-Aufnahmen) kurz vor der Steinheimer Brücke erkennen wir das Zentrum auf dem linken Gestell sowie dem daneben befind-lichen grauen Wolkenereich bis knapp zum Ober-leitungsmasten, eine realistische Gegegenheit, wel-che die herkömmliche Herangehensweise ebenfalls übersieht.     

< Original
< Standard
< Realismus

Dasselbe ist über den von Frankfurt am Main kom-menden Regionalexpress zu berichten. Hier lässt sich sogar die genaue Ursprungsquelle des Licht-schwerpunkts lokalisieren. Für einen kurzen Moment reißt nämlich im permanenten Wolkenwirrwarr links der Himmel auf.

< Original
< Standard
< Realismus

Entsprechend spiegeln die auf von Alessa Maries alter Version suggerierten Wetterverhältnisse kaum reale Bedingungen zum Aufnahmezeitpunkt wieder. Es war zwar in der Tat stark bedeckt sowie äußerst ungemütlich, insgesamt jedoch bei weitem nicht so-oooo trüb, wie uns ihre Standardfassung weisma-chen möchte. Und ebensowenig lackiert die Deut-sche Bahn AG im Regionalverkehr eingesetzte Wa-gen dermaßen intensiv rot.

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Anhand des Ihnen, liebe Seitenbesucher, aus Auf ei-ner großen Busrundreise ... 1 wohlbekannten Ex-emplars wird sichtbar, wie sich der neue künstleri-sche Stil auf eher mittelstarke Lichtgegebenheiten auswirkt. Wie es das bislang in Alessa Maries Er-zählungen noch unveröffentlichte Sumida-Foto de-monstrierte, treten reduzierte Blaueffekte unverkenn-bar zutage. Ferner wurden trotz insgesamt ebenfalls schwächer ausfallender Kolorierung beim 2016er Shooting die weiter entfernt liegenden sonnenbe- strahlten Felsen von Dietesheims Canyon, auf deren linken Seite der Lichtschwerpunkt auszumachen ist, im Normalbildmodus aus einem Schattenplatz he-raus gut wiedergegeben.

< Original
< Standard
< Realismus

Version 2 fällt wie immer blasser als das Original aus, typisches Merkmal realistischer Darstellungs-weisen was sich in diesem Fall bedauerlicherweise ungünstig auf die Abbildung der für den Handlungs verlauf wichtigen Stromkabel auswirkt. Man muss sie quasi erst "suchen". Ein kleiner Wehrmutstrop-fen. Mit der Standardfassung führe unsere Künstle-rin hierbei tatsächlich günstiger. Das Manko wird jedoch durch bessere Erkennbarkeit der auf den Vo-gelsberger See treffenden Sonneneinstrahlung aus-geglichen, dessen Felswände nun realistisch im von Rechts kommenden Licht liegen.

Solche Realismusdefizite beinhaltet auch die Szene mit den drei schluchzenden Wolkenkindern in Die Karussellpsychose 2. Auf dem traditionell farbinten-siven Standardmotiv an den Querstangen des rech-ten Oberleitungsmastens sowie am Fahrdraht nahe des linken Oberleitung erkennbar, sind die Wesen aufgrund des starken Sonnenlichts mit bloßem Auge nunmehr kaum zu finden.

Was natürlich nicht heißt, dass auf besagtem Bild keine Wolken existieren. Es gibt sie ja weiterhin, nur ärgerllicherweise vom grellen Sonnenschein op-tisch verschluckt. Alessa Marie trug dem Umstand sprachlich Rechnung, indem die herzzerreißend um Hilfe flehenden Geschwister seitdem als hauchzarte Wesen, folglich mit bloßem Auge kaum erkennbar beschrieben werden.

 

Bei der Laguna de Apoyo sind wir Karussellpferde sogar der Meinung, dass Alessa Maries Standard-version den imposanten Panoramablick über die ge-waltige Caldera insgesamt schöner wiedergibt.

Die Aufnahmesituation war damals kompliziert und zählt zu jenen klassischen Beispielen, wie fotografi- scher Spielraum oft ungewollt erheblichen Beschrän- kungen unterliegt. Galerieraum 2 ging bereits kurz darauf ein.

Das eigentliche Hauptproblem bestand damals von Anfang an in einem vom Reiseleiter vorgegebenen Fotostopp von gerade mal zwanzig Minuten. Hinzu kam mit der ungünstige Umstand, dass die Aus-sichtsgelegenheit angesichts knapper Zeit für Auf-nahmen eines stolze 4 Kilometer Durchschnitt mes-senden Kraters ausschließlich südliche Kameraus-richtungen getatteten. Indidvidualtouristen wären da natürlich beim Suchen geeigneterer Standorte fle-xibler gewesen, zumal ausgerechnet um diese Uhr-zeit das Sonnenlicht von Südwesten kam. Ganz ab-gesehen davon musste Alessa Marie zunächst meh-rere Minuten überlegen, wie der Kratersee aufgrund enormer Dimensionen überhaupt einigermaßen pas-send festgehalten werden konnte. Und als ob das alles nicht genug wäre erschwerten ständig wech-selnde Lichtverhältnisse, erzeugt sowohl von in ra-santem Tempo über den Aussichtspunkt flitzenden Wolken als auch vom Dunst auf dem direkt dahinter liegenden Lago de Nicaragua, ihre Bemühungen. Für durchdachte Bilder fehlte also Zeit. Es blieb bei hastig geknipsten Schnappschüssen.

< Original
< Standard
< Realismus

Wenn wir sagen, Alessa Maries Standardfoto sei eindeutig gelungener, liegt das nicht zuletzt am Wasser, dessen tiefblaue Farbe, partiell durch Wol-kenschatten zusätzlich verstärkt, dem Ganzen etwas Mystisches, ja, Düsteres, Unheimliches verleiht. Hier ist es wieder, dieses intensive, unergründliche Blau, welches in seiner oben erwähnten türkisfarbenen Nuance beim Herunterschauen von der Dieteshei-mer Canyonbrücke leicht kirre macht. 

Unsere Künstlerin würde dagegen mit der realen Nüchternheit des konkreten Augenblicks argumen-tieren und, um bei der Laguna de Apoyo zu blei-ben, auf das Unspektakuläre, beinahe Enttäuschen-de am Anblick verweisen. Irgendwie "belanglos" lag er vor ihr, der Einsturzkrater. Ja, seine immensen Ausmaße beeindruckten natürlich schon, doch ins-gesamt war alles längst nicht so spannend wie es sich die neugierige Touristin im Reisebus farbenfroh ausgemalt hatte. In Catarina wurden keine Sensatio-nen geboten, sondern Fakten. Und Tatsachen sehen oft ganz anders aus als blühende Vorstellungen.   

 

Wenn euch Hanauer Karussellpferden aber diese Standardbearbeitung persönlich besser gefällt, wa-rum macht sich dann Alessa Marie überhaupt eine solche Mühe?, fragt sich jetzt bestimmt so mancher Seitenbesucher. Und in der Tat, nachträglich vorge-nommene fotografische Feineinstellungen bedeuten erheblichen Zeitaufwand.

Doch sämtliche  Anstrengungen haben sich gelohnt, davon sind wir Karussellpferde fest überzeugt. Der effektvolle Farbenfrohsinn resultiert letztlich nur aus einer standardmäßig um Faktor 100 erhöhten Sätti-gung. Reelle Stimmungen morgens gegen kurz vor 9 Uhr spiegelt das kaum wieder, gut erkennbar bei-spielsweise an der Vegetation, welche zur Trocken-zeit damals nicht ganz so aussah.

Wegen der ganz speziellen Konstellation verschie-dener fotografischer Faktoren lässt sich anhand des Vulkansees wie bei kaum einem anderen von Ales-sa Maries Bildern jener Fotorealismus plausibler be-schreiben, weil dieser hier sozusagen automatisch Programm wird. Natürlich sieht jeder Fotograf seine Umgebung mit eigenen Augen, von daher besäße besagte Standardvariante unbestritten künstlerische Legitimität. Doch vor dem Hintergrund, dass sämtli-che Fotogeschichten - wie es Ingeborg und Sparta-cus bereits thematisierten - Anspruch auf historisch verbürgte Echtheit erheben, gilt auch für die mäch-tige Caldera: Wenn sie an einem Dienstag im März um 08.54 Uhr vom oberen Aussichtsbereich in süd-liche Richtung fotografiert wurde, muss es (nimmt man die Beweisintention ernst), exakt 1:1 derselbe Tag, dieselbe Zeit, dieselbe Stelle, dasselbe Wetter, dieselbe Vegetation gewesen sein, als Chuauhté-mocs Gold Gerüchten zufolge 1946 für immer in der Laguna de Apoyo verschwand.

Versierte Kenner unserer Fotogeschichten wissen na-türlich genau, dass Gangsterboss Ramón seine Ak-tion bei Catarina bis zum Update vom 10. Septem- ber 2019 ursprünglich 1945 kurz nach Kriegsende durchführte. Waren Alessa Maries frühere Fotonach-bearbeitungen eben wegen ihres Standardcharak- ters zeitlich nicht exakt auf Minuten und Sekunden festgelegt, postuliert ihr Fotografischer Bildrealis-mus nunmehr präziseste Übereinstimmung zwischen Handlung sowie Aufnahmeort. Das Erinnerungsbild entstand am 26. März 2014 um 08.54:34 Uhr. Dementsprechend holte Ramón an einem 26. März, exakt um 08.54:34 Uhr, zu 100% dasselbe Pano-rama vor Augen, von der gleichen Stelle, wo Alessa Marie stand, zum Wurf aus. Der 2. Weltkrieg ende-te aber bekanntlich erst im Mai beziehungsweise September. Folglich konnte das Gaunertrio im März 1945 gar nicht in Catarina gewesen sein, sondern frühestens 1946 ... hält man sich an die fotografi-schen Fakten von 2014. Achtung, jetzt wird es erst so richtig kompliziert! Laut Wikipedia ist nämlich der Wasserspiegel des Kratersees seit 1950 um im-merhin 15 Meter gesunken. Demzufolge muss unser Weitwurfexperte 1946 eine noch etwas anders aus-sehende Caldera vorgefunden haben, weshalb his-torische Bildansprüche und geologische Fakten auf-einanderprallen. Somit bedarf es künstlerischer Fan-tasie, um dieses Dilemma aufzulösen. In der über-nächsten Folge von Das Blutgold von El Lago wer-den Sie, liebe Seitenbesucher, erfahren, wie Alessa Marie das Problem meistert. So viel sei verraten: Die Idee steht!

​

Besprechen wir abschließend noch jene dritte Foto-gruppe, welche den reduzierten Blaueffekt am deut-lichsten zeigt! Es handelt dich dabei durchweg um unter starken bis sehr starken Lichtverhältnissen ent-standene Bilder.

Perfektes Anschauungsbeispiel hierzu ist die Geln-hausener Marienkirche mit ihrem Westturm. Letztlich unnatürliche Farbgebung weicht jener intensiven Re-flexion, wodurch sein Verputz auf der Südseite an diesem Augustvormittag 2017 grellweiß leuchtete. Er schimmerte dermaßen, dass bereits nach kurzem Hinsehen beide Äuglein weh taten, eine Tatsache, welche in Alessa Maries Standardfassung nicht ein-mal anklingt (gleicherweise wäre ohne Vorkenntnis ein späterer Sonnenstand gegen Abend denkbar), sondern realitätsfern ausgeblendet wird.

< Original
< Standard
< Realismus

Im Gegensatz zu den zwei ersten Kategorien än-dern unter derartigen Bedingungen entstandene Fo-tos ihr realistisches Aussehen im Vergleich zur Stan-dardüberarbeitung völlig; was so weit geht, dass Alessa Marie sie erfahrungsgemäß zunächst kaum wiedererkennt. Und noch etwas. Es ist unglaublich, wie nachträgliche farbliche Differenzierungen am PC historische Aufnahmesituationen plötzlich noch-mal anschaulich ins Gedächtnis rufen. Besonders wenn zwischen Aufnahmetag und Bearbeitung län-gere Intervalle liegen, ist man sich mancher Dinge gar nicht mehr bewusst oder hatte sie irgendwie an-ders in Erinnerung. 

Als bestes Beispiel für all dies kann nochmal unsere Laguna de Apoyo dienen. Noch etwas verschlafen fotografiert (weil der Tagesausflug bereits um 5 Uhr startete), zudem erst 2019 im realistischen Stil über-arbeitet, verdankte es Alessa Marie dem Tüfteln an den Farbreglern, dass jener zwanzigminütige Stopp am Krater praktisch wieder komplett ins Gedächtnis rückte. Sie war wirklich verblüfft, wie viele Details ihre intensive Beschäftigung mit diesem Bild im Lauf des Bearbeitungsvorgangs wieder zum Vorschein brachte. Und selbst wenn dem zu den mittelstarken Lichtverhältnissen zählenden Caldera-Motiv im Kon-trast zum Westturm vielleicht nicht unbedingt solch spaktakuläre Metarmorphosen vergönnt sind, offen-baren sie dennoch ausnahmslos (wenn auch auf be-scheidenere Weise) jene realistische Kulisse, welche unsere Künstlerin vorfand; vor dem Hintergrund des Realismusgedankens unabdingbare Voraussetzung für jede Fotogeschichte.

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Mitte Dezember 2019 begann Alessa Marie mit ersten Fotoaufnahmen für ihr neues Projekt. Dezem-ber 2019...Sie erinnern sich? Ja, richtig, es war jene Zeit, als wir durch dramatische Medienberichte erfuhren, dass im fernen China eine neuartige Epi-demie grassiert. Das Wort Corona bzw. CoVid-19 machte die Runde. Nur lag Wuhan damals für uns sehr weit weg. Über die wahren Ausmaße war sich hier keiner so richtig im Klaren. Eher ein chinesi- sches Problem, dachte man. Folglich wurde das Vi-rus belächelt oder als belanglos, ja, sogar unwahr abgetan. Unsere Künstlerin erinnert sich noch gut daran, wie in der Schule Coronawitze umgingen, dazu Sprüche, CoVid-19 gäbe es überhaupt nicht oder die Grippe sei eh viel gefährlicher. Einfach mit Wodka wegspülen!, meinte einmal jemand aus der Jahrgangsstufe 13. Damals haben auf dem Pausen- hof alle lachend dem Schwerzkeks applaudiert.

In dieser allgemeinen gesellschaftlichen Stimmung sollte die geplante Fotogeschichtliche Kontrapunkt-serie spielen (den Begriff hatte unsere Künstlerin im Juni 2019 als neuen Obertitel für sämtliche Fotoge-schichten ersonnen, um deren im Rahmen kleiner Er-zählungen präsentierte Abfolge einzelner Fotos be-reits in der Hauptüberschrift konsequent zu beto- nen). Hierfür spazierte Alessa Marie fünf Tage vor Heiligabend in Hanau auf der Lamboyer Seite die Kinzig entlang. Hierbei entstand auch jenes Bild von der Eisenbahnbrücke, übrigens ein Musterbei-spiel dafür, wie einzelne Sonnenstrahlen beim Aus-lösen der Kamera unerwartet triste graue Wolken-decken kurzzeitig hell durchdringen. 

Nach dieser letzten Aufnahme ihrer Fototour eilte die Jugendliche eilig weiter zum Weihnachtsmarkt in die nahe Innenstadt. Wie konnte sie am 19. De-zember ahnen, dass er 2020 im Rahmen von Lock-down 2 ausfallen und 2021 nur unter strengen Hy-gieneauflagen stattfinden würde?

Ähnliches gilt für jene Frau, welche Alessa Marie elf Tage später bei Fortsetzungsarbeiten rund um den Bahnhof von Hainburg-Hainstadt zufällig im Warte-häuschen gegenüber mit vor die Kamera bekam. Ob sie am vorletzten Dezembertag wusste, ein Jahr später die Odenwaldbahn ausschließlich nach 3G-Vorschrift plus Maske nutzen zu dürfen?

Hanau Wilhelmsbads unermüdliche Kutschenzieher wagen die Behauptung, obige Frage mit an 100% grenzender Wahrscheinlichkeit mit klarem Nein! be-antworten zu dürfen. Zu dieser Zeit vollzogen sich auf der Hintergrundbühne des Weltgeschehens Ver-schiebungen, welche weder vorhersehbar, kontrol-lierbar, geschweige denn für Laien in ihren Dimen-sionen abschätzbar waren. Dementsprechend fie-berte unsere Künstlerin am 30. Dezember 2019 beim Blick auf Hainburg-Hainstadts Bahnhofsgleise bereits ungeduldig dem traditionellen Silvesterfeuer werk sowie der Party bei ihrer allerbesten Freundin Caislin entgegen.

Galerieraum 3

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